Das Geheimnis des Seelenschmeichlers

“Die Kachel macht den Ofen“

Das Geheimnis des Seelenschmeichlers

Wenn es draußen stürmt und schneit gibt es nichts Schöneres, als aus der Kälte in die warme Stube zu treten. Die Wärme strömt uns aus einem grünen, kantigen Ofen entgegen, die uns mit solch einer wohligen Gemüt-lichkeit umhüllt, dass wir uns sofort heimelig und geborgen fühlen.

„Der Kachelofen ist ein Kulturgut“ erzählt der Kachelofenbaumeister Frank Gehring aus Winden im Elztal. Früher besaß jeder Hof im ZweiTälerLand einen solchen Ofen. Die Stube, in der er stand, war der Dreh- und Angelpunkt der Familie. Der Ofen wurde stets multifunktional genutzt. Er sorgte für überlebenswichtige Wärme während des kalten Winters, diente als Wäschetrockner, über eine Kachelwand wurde das Schlaf-zimmer gewärmt und es gab ein Fach, in dem Essen warmgehalten und vorm Zubettgehen das Kirschkernkissen fürs Bett aufge-wärmt wurde. Manche Öfen verfügten sogar über ein eigenes Brotbackfach.

„Ein Kachelofen kommt der Wärmestrahlung der Sonne am nächsten“, erzählt Frank Gehring. Das Geheimnis steckt in den Kacheln. „Die Wärmeabstrahlung der Keramik wirkt wie eine langwellige Infrarotheizung.“Zwar brauche der Ofen länger bis er aufgeheizt ist, doch die Wärmespeichermöglichkeit der Kacheln hält bis zu 24 Stunden, erklärt der Fachmann. Die Hitze strömt gleichmäßig ab und führt zu dieser einzigarten Wärme, die uns an den Ofen lockt. Sie geht uns sprichwörtlich unter die Haut, wirkt wohltuend und entspannend. Der Schwarz-wälder Kachelofen ist somit auch etwas fürs Gemüt, ein echter Seelenschmeichler.

„Ofenbauer waren früher die, die das Feuer bändigten“, lacht Gehring. Einst waren es die Hafner, die die Kachelöfen herstellten. Die Kachelmuster waren ihr persönliches Logo. Oft wurden kunstvolle Motive wie Tiere oder Wappen eingearbeitet. Auch abstrakte Muster und Schablonenkacheln mit filigranen Blumenmotiven waren sehr beliebt.Typisch für die Elztäler Kachelöfen ist das Waffelmuster, erzählt Frank Gehring. Noch heute existieren Öfen, die 150 bis 200 Jahre alt sind. Sie werden zu Liebhaberpreisen gehandelt. Stammte die Keramik früher noch aus dem Schwarzwald, aus der Töpfer-stadt Kandern oder Baden-Baden, werden heute die Kacheln überwiegend in Österreich hergestellt. Typisch für die Schwarzwälder Kachelöfen waren dunkelgrüne Kacheln. „Die Farbe strahlte in der Stube Wärme und Be- haglichkeit aus“, erklärt Gehring.

„Wer die Kalte nicht ehrt, ist des Ofens nicht wert!“

Während der Ofen früher als reines Heizgerät seinen Zweck erfüllte, spielt heute die Optik eine große Rolle. Längst hat der Ofen als Designobjekt Einzug in moderne Wohnstuben gehalten, oft mit einem Sichtfenster versehen, das einen Blick auf das prasselnde Holzfeuer preisgibt. Die Wärmeabgabe wird bei modernen Anlagen vollelektronisch gesteuert. Geblieben ist die Wärme, die der Ofen spendet. Und die ist nach wie vor ebenso herzerwärmend wie heimelig ob grüner Kachel-ofen oder High-Tech-Designerofen.

Birgit-Cathrin Duval

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Birgit-Cathrin Duval

Hanhart – die mit dem roten Drücker

„Tradition – Präzision – Innovation “

 

HANHART - die mit dem roten Drücker

Für ihren roten Drücker sind die Hanhart-Uhren weltweit bekannt. Sie gehören zur Uhr wie der rote Bollenhut zum Schwarzwald. Steckt dahinter eine Hommage an die Schwarzwälder Heimat?

Die Geschichte von Hanhart beginnt 1882 in der Schweiz. 1902 wird das Werk nach Schwennigen verlegt und 50 Jahre nach Gründung eine Manufaktur in Gütenbach eröffnet. Ab 1934 fertigt Hanhart dort mechanische Stoppuhren und Fliegerchronographen und avanciert mit den Stoppuhren zum Weltmarktführer. Die Uhren mit dem roten Drücker stehen für erstklassige Präzision, Innovation und Tradition.

05.11.2008, Guetenbach, Baden-Wuerttemberg, DEU - Uhrenproduktion in der hanhart-Uhrenfabrik im Mittleren Schwarzwald. (Schwarzwald, Baden-Wuerttemberg, Hanhart, Uhrenproduktion, Uhrenfabrik, Betrieb, Uhr, Uhren, Stoppuhr, Stoppuhren, Produktion, Produkt, Handwerk, Handarbeit, Herstellung, Arbeit, arbeiten, Arbeitswelt, Arbeitsplatz, Wirtschaft, Beruf, Berufswelt, Montage, montieren, manuell, Manufaktur, Zeit, Symbol, Symbolik, Ziffernblatt, Ziffern, konform, Konformitaet, digital, HF, Baden-WŸrttemberg, GŸtenbach, KonformitŠt)

Die Geschichte von Hanhart beginnt 1882 in der Schweiz. 1902 wird das Werk nach Schwennigen verlegt und 50 Jahre nach Gründung eine Manufaktur in Gütenbach eröffnet. Ab 1934 fertigt Hanhart dort mechanische Stoppuhren und Fliegerchronographen und avanciert mit den Stoppuhren zum Weltmarktführer. Die Uhren mit dem roten Drücker stehen für erstklassige Präzision, Innovation und Tradition.

„Damals kam die Legende zum roten Drücker auf“, erzählt Manfred Schwer, Kurator des Hanhart Uhrenmuseums. Als ein Offizier ins Cockpit seiner Maschine steigt und den Startknopf seines Chronographen drückt, sieht er, dass der untere Drücker rot bemalt ist – mit dem Nagellack seiner Liebsten. Eine nette Anekdote, doch die Erklärung fällt viel technischer aus: Der Fliegerchronograph war die Lebensversicherung der Piloten, die damit ihren Spritverbrauch kalkulierten. Damit der Pilot nicht irrtümlicherweise die Uhr zurück auf Null stellte, war der Knopf ab Werk rot markiert. Signalfunktion statt Liebesschwur, was der Popularität der Uhr keinen Abbruch tat.

Bis heute ist der rote Drücker unverwechselbares Markenzeichen jedes Hanhart-Chronographen, der in der Manufaktur in Gütenbach von jungen Uhrmachermeistern in präziser Handarbeit angefertigt wird.

Die spannende Geschichte der Uhren ist im hauseigenen Museum, das sich direkt neben den modernen Arbeitsplätzen der Uhrenmacher befindet, eindrucksvoll dargestellt.

Birgit-Cathrin Duval

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Birgit-Cathrin Duval

Die Schieb´ goht ebe nus

„Die Schieb´goht ebe nus“

Einmal im Leben ist jeder Elzacher ein "Schiebeschläger"

Flammen lodern geheimnisvoll in den dämmerblauen Himmel. Glühende Scheiben flirren wie Sternschnuppen durch die Nacht. Eine Spur aus feuriger Funkenglut hinter sich ziehend, sausen sie weit durch die Lüfte.

Immer am vierten Fastensonntag brennen im ZWEITÄLERLAND die Scheibenfeuer. Bis heute wird in Elzach der uralte Brauch nach festen Ritualen durchgeführt: nur einmal in seinem Leben darf ein Elzacher Scheiben schlagen. In Elzach ist das traditionelle Scheibenschlagen ausschließlich dem „Schiebeschlägerjahrgang“ vorbehalten. Nur den jungen Männern, die in diesem Jahr volljährig werden, ist es gestattet, die Scheiben zu schlagen. Der Jahrgang ist für die Ausrichtung des Feuers verantwortlich. Holzsammeln, Schnitzen der Haselnussstöcke und Anfertigen der Scheiben gehört ebenso dazu wie das Aufschichten des Feuerholzes und der Bau des Abschlagbocks. 

Bei Einbruch der Dunkelheit am Sonntag Lätare lodert das Scheibenfeuer. Sobald die Flammen züngeln und die Kirchenglocken um 18 Uhr das Betzeitläuten anzeigen, scharen sich die in schwarze Mäntel und Hüte gekleidete Scheibenfeuerschläger um das Feuer und singen das Marienlied.

Die erste, kunstvoll bemalte Scheibe wird vom „Schiebevadder“ ohne sie in die Glut zu halten, zur Ehre der Muttergottes geschlagen. Nach der „Muttergottesscheibe“ folgen zwei weitere, kalt geschlagene Scheiben. Danach dürfen die jungen Männer ihre Holzscheiben ins Feuer halten. Die glühende Scheibe wird mit dem Spruch „Die Schieb’, die Schieb’ goht ebe nus, goht si nit, so gilt si nit, so g’härt si keiner Jungfer nit – wem soll die Schiebe g’hähre?“ über den Holzbock geschwungen, bis ein kräftiger Abschlag die funkensprühende Scheibe in die Luft katapultiert. Die geschlagene Scheibe sirrt wie ein glühender Diskus durch die dunkle Nacht, die besten Schläger erhalten anerkennendes Lob der Zuschauer.

Bis ins 18. Jahrhundert war das Scheibenschlagen auch als „Jungfrauenfasnet“ bekannt, denn die Scheiben waren den ledigen Frauen gewidmet. Das wird noch heute so praktiziert: ein Scheibenschläger ruft in alphabetischer Reihenfolge die Namen der unverheirateten Mädchen und Frauen des Städtchens.

Zum Abschluss und Höhepunkt des Scheibenfeuers rollt ein mit Stroh gefülltes Wagenrad brennend den Berg herab und die jungen Leute des Ortes feiern bis in die frühen Morgenstunden die Ehre, einmal im Leben Scheibenschläger zu sein.

Birgit-Cathrin Duval

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Birgit-Cathrin Duval

Warum ein Schuttig nie sein Gesicht zeigt

„Wenn ich die Larve anziehe, ist das Gänsehautfeeling pur“

Warum ein Schuttig nie sein Gesicht zeigt

„Bei uns in Elzach dreht sich alles um die Fasnet. Die gibt es bei uns seit rund 500 Jahren. Wie Weihnachten ist sie ein fester Bestandteil im Jahresablauf.

Viele von uns studieren und wohnen nicht mehr zu Hause. Aber zur Fasnet kommen sie alle von überall her nach Hause. Mit 18 Jahren gehört man zum Taganruferjahrgang und kann in die Narrenzunft eintreten. Ab dann dürfen wir stolz die Zunftplakette am Schuttiganzug tragen.

Unser Anzug – den Begriff Häs verwenden wir in Elzach nicht – besteht aus roten Filzzotteln, einen mit Schneckenhäusern besetzten Dreispitz-Strohhut mit roten Wollbommeln, einen weißen Schal, weiße Handschuhe und schwarze Strümpfe und Schuhe. Die Larve ist mit einem grünen Filztuch verbunden. In unserer Narrenzunft gibt es einige Regeln. Ein Schuttig darf zum Beispiel niemals seine Larve in der Öffentlichkeit abnehmen. Das macht den Reiz unserer Fasnet aus. Die Larven orientieren sich an sieben Grundformen, die viele Variationen aufweisen, auch das ist einzigartig an unserer Fasnet.

Auf meine Larve bin ich besonders stolz. Mein Urgroßvater hat sie selbst geschnitzt. Sie ist uralt und mit ihr verbinde ich so viele Emotionen. Seit drei Generationen wird sie von unserer Familie getragen. In den Larven, im Hut, im Anzug steckt soviel Handwerk. Die Schneider und Larvenschnitzer sind echte Künstler. Mit unseren Larven und Anzügen tragen wir unsere Tradition auf der Haut. Das ist ein unglaubliches Gefühl.

„Wenn ich die Larve anziehe, ist das Gaensehautfeeling pur - laurent becherer.“

Der Schuttig hat seinen Namen vom Schurtag, so wurde früher der Aschermittwoch bezeichnet. Damals erhielten die Bürger als Gegenleistung für die Frondienste ein Festmahl, unsere gesamte Fasnettraditionen und der Schuttig sind daraus entstanden.

Seit ich denken kann, ist die Fasnet ein fester Bestandteil in meinem Leben je länger ich dabei bin, desto mehr erkenne ich, wie einzigartig unsere Fasnet ist. Wir sind als Team unterwegs, wir haben unsere Rituale, wir erleben das als Gemeinschaft, das ist ein unglaublich starkes Gefühl. Es ist eine lustige Zeit, es entstehen neue Freundschaften und wir spüren, wie wichtig uns unsere Heimat und die Tradition ist. Das pflegen wir und tragen es weiter an die nächste Generation. Auch ich möchte meine Larve einmal weitergeben. Meine Nachfahren sollen sie einmal mit soviel Stolz tragen wie ich meine heute.“

Birgit-Cathrin Duval

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Birgit-Cathrin Duval

Zum Totentanz in der Beinhauskapelle zu Bleibach

„Wem die Stunde schlägt”

Zum Totentanz in der Beinhauskapelle zu Bleibach

Hämisch grinst er dich an, der Sensenmann. Er weiß, dass dein letztes Stündlein geschlagen hat.

Jetzt bittet er dich zum Tanz. Wie alle anderen musst auch du das Tanzbein schwingen. Denn eines ist sicher: Dem Todesreigen kann niemand entkommen. Gruselig, faszinierend und einzigartig präsentiert sich der Bleibacher Totentanz aus dem Jahr 1723 in der Beinhauskapelle seinem Betrachter. Im Mittelpunkt des Wandgemäldes stehen sechs Knochengerippe, die mit denkbar makabren Instrumenten musizieren.

"haemisch grinst er dich an, der Sensenmann - er weiss, dass dein letztees Stuendlein geschlagen hat"

gutach-bleibach-totentanz

Auf den umlaufenden 33 Bildern sind Knochenmänner mit unterschiedlichen Mimiken zu sehen, wie sie vom Kleinkind, über den Taglöhner und Bauernburschen hin zum Edelmann, König und Geistlicher zum Tanz auffordern. Die Aussage ist schlicht und ergreifend, im wahrsten Sinne des Wortes: Jeder, ob arm oder reich, muss einmal sterben.

Das vollständig erhaltene Wandgemälde wurde mit Ölfarbe auf das holzverschalte Rundgewölbe der Kapelle aufgemalt, die sich direkt neben der Pfarrkirche St. Georg in Bleibach befindet. Es ist der einzige vollständig erhaltene Totentanz im süddeutschen Raum und einer der wenigen verbliebenen in Europa und ein unschätzbar wertvolles kulturhistorisches Juwel.

Für weitere Infos zur Besichtigung: Hier klicken.

Birgit-Cathrin Duval

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Birgit-Cathrin Duval

Die “Striebli-Damen” von Simonswald

„Die Striebli-Damen“

Wenn in Simonswald die Töpfe brodeln

Sie gehören zu den Traditionsgerichten, die früher im Schwarzwald an Freitagen aufgetischt wurden: Striebli, ein süßes Teiggebäck, das im heißen Fett ausgebacken wird. 

Bis Ende Oktober brodeln jeden zweiten Donnerstag die Töpfe vor dem Backhaus der Ölmühle in Simonswald. Der kulinarische Leckerbissen, frisch zubereitet von den Frauen des Brauchtumsvereins, ist bei Einheimischen wie auch Urlaubsgästen der Renner.

Mit kreisenden Bewegungen füllt Agnes Braun den flüssigen Teig in den mit heißem Fett gefüllten Topf. Sofort fängt es an zu brodeln und innerhalb weniger Sekunden hat sich die Masse zu einer festen goldbraunen Substanz verfestigt, erklärt die Striebli-Expertin. Denn darauf kommt es an, schließlich isst das Auge mit. Die geschlängelte Form entsteht, wenn die flüssige Teigmasse durch den Striebli-Löffel spiralförmig ins Fett fließt. Der Löffel besteht aus einem kupferlegierten Trichter mit zwei Löchern, der knapp über dem siedend heißen Fett mit kreisenden Bewegungen geleert wird.

Striebli-Backen ist eine richtige Kunst. Teig, Temperatur und Umgang mit dem Striebli Löffel, all das muss exakt aufeinander sein. Möglichst filigran und gleichmäßig sollen die Striebli geraten, auf keinen Fall wulstig. Sobald sich die im Fett schwimmende Substanz in eine feste Masse verwandelt, wendet Agnes Braun die Seite, damit der Teig nicht zu dunkel gerät. Die Simonswälderin hat es im Griff: Beide Seiten sind gleichmäßig goldbraun gebacken. Zum Schluss werden die Striebli mit Puderzucker bestreut und sofort von Anni Kaltenbach über den Verkaufstisch gereicht – frisch aus dem heißen Fett genommen, schmecken sie am besten.

„Striebli ist eine ureigene Spezialität im Elz- und Simonswäldertal. Hennekuddle hän die Männer gsait.““

Und wie schmecken sie nun, die Striebli? Das Teiggebäck ist fluffig, knusprig und
süß. Und schmeckt himmlisch lecker. Dass die luftig-süße Backspeise eine Kalorienbombe
ist, daran verschwendet man besser keinen Gedanken.

Birgit-Cathrin Duval

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Birgit-Cathrin Duval